Unterdruck-Wundtherapie
Ziel der Unterdrucktherapie ist es, Blut und andere Flüssigkeiten aus komplexen Wundsituationen effizient abzuleiten, Infektionen vorzubeugen und die Wundheilung anzuregen. Damit stellt die Unterdrucktherapie für Arztpraxen, Kliniken und Krankenhäuser ein wichtiges Verfahren dar, um unterschiedlichste Wundtypen nach aktuellem Stand der Forschung bestmöglich zu versorgen.
Die medizinische Wirkungsweise der Unterdrucktherapie (NPWT)
Bei der lokalen Negativdruck-Wundtherapie wird ein Wundfüllmaterial aus Gaze oder offenzelligem Schaumstoff auf Größe der Wunde gebracht und hineingelegt. Das gesamte Wundgebiet wird sodann mit einem Folienverband luftdicht abgedeckt.
Über einen mit der Wundfüllung verbundenen Drainageschlauch kann ein fein justierbarer Unterdruck angelegt werden. Das Exsudat wird entweder über diesen Schlauch in einen geschlossenen Behälter abgeführt oder vom Faserkern der Wundauflage aufgenommen.
Da der Sog über das Wundfüllmaterial wirkt, verteilt sich der „Sog“ gleichmäßig auf die gesamte Wundoberfläche und sorgt damit für den raschen Abtransport der Wundflüssigkeit. So beugt die Unterdrucktherapie der Entstehung von Wundödemen vor, verbessert die Durchblutung im Wundgebiet und fördert die Wundheilung.
Im Durchschnitt werden Wunden rund zwei Wochen mit der „Vakuumtherapie“ behandelt. Die Dauer hängt jedoch immer von Komplexität und Größe der Wunde ab.
Die Vakuumversiegelungstherapie gilt als erfolgreich, wenn sich das Volumen der Exsudatmenge so weit reduziert hat, dass die Wunde mit konventionellem Verbandmaterial versorgt werden kann. Das Wundbett sollte zu diesem Zeitpunkt stabil und komplett mit gesundem Granulationsgewebe bedeckt sein.
Indikationsbereiche für eine lokale Unterdruck-Wundtherapie (NPWT)
Die Unterdrucktherapie dient der temporären Weichteildeckung, unterstützt die Wundreinigung und Wundbettkonditionierung, fördert die Bindegewebsneubildung und Wundkontraktion. Damit eignet sich NPWT insbesondere für:
- Dekubitus und Ulcus cruris – vor Deckung oder nach chirurgischem Débridement
- Postoperative und posttraumatische Wunden - auch bei chronischen Wundheilungsstörungen
- Hauttransplantate, offene Bauchbehandlungen und Fistelbehandlungen
- Weichteilverletzungen sowie Verletzungen mit Knochenexposition oder bradytrophem Gewebe
- Offene Amputationsstellen und Prothesenfixierungen
Die Kosten für eine Vakuumversiegelungstherapie werden von der Krankenkasse getragen, wenn wund- oder patientenspezifische Risikofaktoren existieren, die einer ausreichenden Wundheilung bei einer konventionellen Wundbehandlung im Wege stehen. Wie die Standardwundversorgung kann auch die Vakuumtherapie ambulant durchgeführt werden, solange der Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten dies zulässt.
Vorteile der lokalen Unterdrucktherapie (NPWT) im Wundmanagement
- NPWT ist selbst bei großflächigen und oder therapieresistenten Wundsituationen problemlos einsetzbar.
- NPWT begünstigt die Entstehung von gesundem Granulationsgewebe, die Epithelisierung sowie die Wundkontraktion.
- NPWT verringert durch das moderne Versiegelungssystem das Risiko einer Wundkontamination oder -infektion.
- NPWT stabilisiert Wunden, Transplantate oder Lappenplastiken und fördert die Rehabilitation.
- NPWT reduziert die Zahl der nötigen Verbandswechsel, was zu weniger Wundreizungen führt und ggf. die Gesamtbehandlungskosten senkt.
Vorteile der Vakuumtherapie für Patientinnen und Patienten
- NPWT unterstützt eine rasche und effektive Ableitung selbst bei großen Exsudatmengen und schützt die umliegende Haut vor den in der Wundflüssigkeit enthaltenen, schädlichen Enzymen und Überfeuchtung.
- NPWT führt das Exsudat sauber und diskret ab, wodurch Kleidung sowie Bettwäsche geschützt sind und der Alltag des Patienten erleichtert wird.
- NPWT ermöglicht optimales Exsudats-Management was die Wundheilung fördert, unangenehmen Wundgeruch auf ein Minimum reduziert und den Patientenkomfort erhöht.
- NPWT kann rehabilitationsbegleitend eingesetzt werden, sodass parallel zur Wundbehandlung bereits mit Mobilisierung oder Physiotherapie begonnen werden kann.
Tipps zur Anwendung der lokalen Unterdrucktherapie in Arztpraxen, Kliniken und Krankenhäusern
- Ist die Wundumgebung vorgeschädigt, kann die umliegende Haut mit einem dünnen, selbstklebenden Verband geschützt werden.
- Eine gesunde Wundumgebung kann mit einem flüssigen Hautschutzfilm vorbereitet werden, der die Haftung der Folie und damit die Dichtigkeit des Vakuumverbandes verbessert.
- Das Wundfüllmaterial sollte immer kleiner als die Wunde sein. Gegebenenfalls kann ein kleineres Drainagepad in die Wunde gelegt und ein größeres Stück darauf platziert werden, auf dem dann wiederum das Pad angebracht wird.
- Die Versiegelungsfolie gilt es ohne Zug, Spannung oder Druck anzubringen, um optimalen Halt zu garantieren und Blasenbildung zu vermeiden.
- Um den Verband abzunehmen, kann die Folie zunächst vorsichtig gedehnt und dann abgehoben werden.